
Auf Sinnsuche - Tilleke Schwarz
Gäbe es gestickte Graffitis, zählte man die niederländische Textilkünstlerin Tilleke Schwarz zu den renommiertesten Aktivistinnen der Szene! Denn ihr originelles Vorgehen ist mit den künstlerischen Methoden der Street-Art stark verwandt.
Tillekes Assoziationen entwickeln sich, einem ersten Motiv folgend, ohne Erzählstrang oder eine Geschichte mit Anfang und Ende wiedergeben zu wollen. Die Bilder und Motive fließen der Künstlerin aus der Nadel. »Ich mag diese lebendige Ausstrahlung im Nebeneinander vieler kleiner unterschiedlicher Stiche«, so die Holländerin, die ihre Arbeiten gern dem Betrachter zur freien Interpretation überlässt und amüsiert zur Kenntnis nimmt, welche Transformation ihr Werk dadurch erfährt. Sie stickt ihre ironisch grundierten Gedankenspiel-Collagen auf 50-fädiges Leinen, mit extrem feinen glänzenden und matten Garnen. Ihre Botschaft feiert einzig und allein die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks.
Als junges Mädchen reiste Tilleke
Mitte der 60er-Jahre zu einer der ersten europäischen
Pop-Art-Ausstellungen nach Den Haag. Die dort präsentierten
Kunstwerke – wie etwa Andy Warhols Siebdrucke der »Colored Mona
Lisa« – begeisterten sie nachhaltig. Tilleke ging nach Enschede
und studierte Kunst und Textildesign sowie Textilexperiment und
Malerei an der Freien Akademie in Den Haag. Zunächst
konzentrierte sie sich dabei auf das Zeichnen. Doch der malerische
Prozess ging ihr zu schnell, und sie ersetzte ihn durch extrem
zeitaufwendige textile Techniken, vornehmlich Stickereien, die sie
schon als Kind sehr liebte.